01.06.2015, 11:39 Uhr

Politik schmackhaft machen

"Ich bin zwar nicht der wichtigste Minister in der Regierung, aber garantiert der Gewichtigste, obwohl mir Sigmar Gabriel dicht auf den Fersen ist." Mit diesen Worten hatte Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) als Ehrengast beim 3.?Kremmener Gespräch, das am Donnerstagabend auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Frank Bommert im Spargelhof stattfand, sofort die Lacher auf seiner Seite. Der Saarländer Altmaier, auch Bundesminister für besondere Aufgaben, ist als begeisterter Koch und Genießer bekannt. So wurde er 2013 zum Botschafter für Bier und Grünkohl gekürt. Vor wenigen Tage wurde ihm die Ehre zuteil, prominentes Aushängeschild für das typisch deutsche Lebensmittel Brot zu werden. Schwantes Bäckermeister Dietmar Plentz überreichte ihm aus diesem Anlass eine entsprechend nahrhafte "Brotschafter"-Medaille. Anders als
seine Vorgänger im Kanzleramt, die sich stets im Hintergrund hielten, meidet Peter Altmaier nicht die Öffentlichkeit. Denn die Ressorts Arbeit, Wirtschaft und Energie sind vom Koalitionspartner SPD besetzt. Umso wichtiger für die CDU, auch in diesen Bereichen Gesicht zu zeigen und Ansprechpartner für Unternehmen zu sein. Altmaier übernimmt diesen Part immer öfter. Bekannt als Vorreiter von Twitter und Co. ist er so medienwirksam auf Neujahrsempfängen des Mittelstandes oder beim Rundgang auf der Grünen Woche ebenso anzutreffen wie bei Veranstaltungen in seinem Heimatwahlkreis Saarlouis, den er seit Jahren im Bundestag vertritt. Dabei macht er stets deutlich, dass Politik mehr ist als Stammtischgeplänkel. Es gelte, Interessen abzuwägen und politische Entscheidungen den mehr als 60?Millionen Wahlberechtigten verständlich zu machen. Auch ein Grund, weshalb Frank Bommert zum "Spargelgespräch" geladen hatte: "Angesichts immer geringer werdender Wahlbeteiligungen wollen wir Politik den Menschen wieder schmackhaft machen!" Nach Eberhard Diepgen und Wolfgang Bosbach war Peter Altmaier der dritte namhafte Redner in dieser Gesprächsreihe. Friedrich Merz oder Edmund Stoiber wären weitere Wunschkandidaten, verriet Bommert, da diese deutlich ihre Ansichten vertreten würden und man sich so an ihnen reiben könne. Trotz Unwetters und mit großer Verspätung hatte Altmaier den Weg nach Kremmen gefunden. 120 Gäste, darunter Brandenburger Politprominenz, lauschten, was der Jurist und Europarechts- Fachmann zu den Themen Mindestlohn ("Zugeständnis an die Koalition"), Asylpolitik ("Herausforderung für die Regierung"), Energiewende ("Die Entscheidung für den Atomausstieg war richtig, weil kein Konsens zu erzielen war.") und internationale Probleme ("Richtige Akzente setzen, denn der Russland- Konflikt lässt sich nicht militärisch lösen.") zu sagen hatte. Im Sinne von Frank Bommerts Idee, "den Menschen zu zeigen, dass Politik doch nicht so weit weg ist wie oft gedacht", konnten nach einem ausführlichen Spargelessen dem Minister Fragen gestellt werden. Altmaier entledigte sich dafür entspannt seines Jacketts und krempelte die Ärmel hoch: "Natürlich ist uns nicht alles gelungen, aber Deutschland hat seine Selbstzweifel überwunden. Wir haben viel geleistet nach der Wiedervereinigung." Der Turnaround sei geschafft. Den Zuhörern, darunter der noch amtierende Landrat Egmont Hamelow, brannten aber trotzdem dringende Fragen zur Asylpolitik und zur Unternehmenspolitik unter den Nägeln. Altmaier verwies auf ein nötiges Umdenken und eine Beschleunigung im Ablauf der Asylverfahren sowie auf die gute Wirtschaftslage Deutschlands. Er mahnte jedoch, dass man nicht nur aktuelle Krisen, sondern die Zukunft des Landes, so auch die neue Phase der Digitalisierung und die daraus resultierenden Veränderungen in den Produktionsprozessen, im Blick haben müsse.